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«Die Komplexität des FORUMS UZH ist enorm»

UZH Forum Portraits Giancarlo Serafin Web

Foto: Daniel Winkler

Interview mit Giancarlo Serafin, Projektleiter Bau Senior, Direktor Immobilien und Betrieb UZH
Publiziert am 30.01.2025

Das FORUM UZH ist ein Projekt von beeindruckender Dimension: Allein auf Seiten der Universität Zürich (UZH) sind 80 bis 90 Beteiligte eingebunden, ergänzt durch Partner wie das Hochbauamt, die Bildungsdirektion und das Generalplanerteam von Herzog & de Meuron. Die Komplexität reicht weit über das Gebäude selbst hinaus, das vielfältige Nutzungen wie Lehre, Forschung, Sport und Gastronomie vereint – auch die städtebaulichen Herausforderungen im Hochschulgebiet Zürich Zentrum machen dieses Vorhaben einzigartig.

Herr Serafin, was sind die grössten Herausforderungen bei einem so komplexen und langfristigen Vorhaben?

Mit dem FORUM UZH wollen wir einen Ort für die zukünftige Bildungs- und Forschungsumgebung der UZH realisieren. Zwischen Wettbewerb und geplanter Inbetriebnahme liegen ca. 13 Jahre. Eine der grössten Herausforderungen dabei ist das Anforderungsmanagement. Die zahlreichen Vorgaben an Nutzung und Betrieb verändern sich über eine solch lange Planungs- und Realisierungszeit. Diese Veränderungen rechtzeitig mit den Projektbeteiligten abzustimmen, ins Projekt zu implementieren und dabei den Kredit nicht aus den Augen zu verlieren ist ab und an ein Seiltanz, macht aber die Aufgabe, diesen Ort zu gestalten, besonders spannend.

Was macht dieses Bauvorhaben einzigartig im Vergleich zu anderen Projekten, die Sie geleitet haben?

Die Komplexität des FORUMS UZH ist enorm – ein Ausmass, das ich bisher in keinem meiner Projekte erlebt habe. Nicht nur das Gebäude selbst mit Lehre und Lernen, Forschung, Verpflegung, Sport und Drittnutzungen ist komplex. Auch das Umfeld des Hochschulgebietes Zürich Zentrum mit den vielen Bauvorhaben ist städtebaulich anspruchsvoll. Durch die gleichzeitige Realisierung vieler dieser Projekte mitten in der Stadt Zürich kommt zudem eine baulogistische Komplexität hinzu, die dieses Projekt für mich einzigartig macht.

Was hat Sie persönlich an der Leitung dieses Projekts gereizt?

Nach über 100 Jahren seit dem Bau des Kollegiengebäudes von Karl Moser an einem weiteren Jahrhundertbauwerk für die UZH mitwirken zu dürfen, erachte ich als ein Privileg und eine einmalige Chance. Letztlich geht es nicht «nur» um den Bau eines Gebäudes, sondern um die Gestaltung eines ganzen Quartiers, welches eine neue Identität entfalten und zu einem Begegnungsort für die breite Bevölkerung werden soll.

Wie gestalten Sie die Zusammenarbeit der zahlreichen Projektbeteiligten in diesem Grossprojekt?

Unsere Projektorganisation umfasst allein schon seitens UZH 80 bis 90 Projektbeteiligte. Dazu kommen unsere Partner auf Bauherrenseite, das Hochbauamt und die Bildungsdirektion bis hin zum gesamten Generalplanerteam von Herzog & de Meuron. Bei dieser Grössenordnung ist Kommunikation der Schlüssel. Wir achten auf eine klare Projektstruktur, regelmässige Meetings und effiziente Koordinationsprozesse, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten stets auf dem neuesten Stand sind. Zusätzlich haben wir klare Entscheidungswege und Rollenverteilungen definiert, um Reibungsverluste zu minimieren.

Wie bereiten Sie sich auf unerwartete Herausforderungen während der Bauphase vor? 

Im Rahmen des projektspezifischen Qualitätsmanagements führen wir regelmässig Risikoworkshops mit einer Risikoanalyse durch. Dabei identifizieren wir phasengerecht mögliche Projektrisiken, bewerten diese und definieren Massnahmen, um das Risikopotential zu verkleinern. Dies geschieht immer in Zusammenarbeit mit unseren Projektpartnern der Baudirektion und des Generalplanerteams. Damit versuchen wir mögliche Stolpersteine während der Bauphase zu antizipieren.

Was war Ihr persönliches Highlight in der bisherigen Projektarbeit?

Dass wir die Baubewilligung ohne eine Einsprache erhalten haben, war sicher einer der Höhepunkte der bisherigen Arbeit. Aber auch der Vertrauensbeweis, den uns das Parlament mit der beinahe einstimmigen Genehmigung des Objektkredits von knapp 600 Millionen geschenkt hat, ist nicht selbstverständlich und hat mich sehr beeindruckt. Beide Highlights sind das Resultat der professionellen Vorbereitung der Vorlagen durch das Projektteam, bestehend aus Vertretern UZH, Bildungs- und Baudirektion aber auch von der hohen Qualität der Planung durch das Team rund um den Generalplaner Herzog & de Meuron.

Was macht für Sie der Erfolg dieses Projektes aus?

Erfolgreich werden wir sein, wenn es uns gelingt, dass sich die UZH-Angehörigen das FORUM UZH aneignen, sich darin wohlfühlen, sich damit identifizieren und sich in ihrer Forschung, Lehre und ihrem Lernen unterstützt fühlen. Wenn ein Ort entsteht, an welchem Wissen und Austausch interdisziplinär stattfindet. Das ist die Vision, an der wir alle arbeiten und die ab 2030 Realität werden soll.